Die innere Kündigung – Zeit für einen Jobwechsel
Ein bisschen habe ich meine Freunde, die gefühlt alle zwei Jahre und scheinbar mühelos ihren Job wechseln, schon immer bewundert. Das kann ein Wechsel innerhalb der Firma sein oder ein Neuanfang bei einem anderen Arbeitgeber. Hauptsache, es tut sich etwas. Ich finde, es ist von Selbstachtung, sich freiwillig in diese häufig unbequeme Situation zu begeben.
Wenn man im Traumjob in der Realität ankommt
In den letzten Jahren wäre für mich eine Neuorientierung immer mehr Herausforderung als Vergnügen – und das ohne echte Weiterentwicklung – gewesen. Trotz meiner Teilzeitarbeit konnte ich sowohl zeitlich als auch räumlich ganz nach meinen Vorstellungen arbeiten. Meine Arbeit bestand u.a. darin, die Welt zu entdecken. Ein Traumjob, zweifelsohne. Aber auch im vermeintlichen Paradies wurden Weckrufe laut. Doch ich habe immer wieder auf Snooze gedrückt, denn wenn auch verklärt, aber soweit zufrieden weiter zu träumen, kann so viel schöner sein, als sich mit der Realität und fast vergessenen Wünschen auseinanderzusetzen.
Die innere Kündigung – aussitzen oder anpacken?
Prinzipiell bin ich kein Mensch, dem Veränderungen leicht fallen. Das erklärt wahrscheinlich auch - neben den schönen Seiten des Jobs - die vielen Jahre bei einem Arbeitgeber und in derselben Branche. Hinzu kommen die Faktoren Beständigkeit, Sicherheit und Loyalität. Ausschlaggebend für meine Veränderung war nicht unbedingt, dass ich unzufrieden im Job war, aber keine Alternativen gesehen habe. Sondern vielmehr, dass die Argumente für meine Arbeit immer stärker waren als der Drang nach Wandel. Doch der machte sich letztendlich mit einer ganz einfachen Erkenntnis bemerkbar: Auch wenn ich schon so viele Berufsjahre hinter mir habe, sind es noch einige mehr, die vor mir liegen. Und diese sollten mit mehr als „passt schon“ bis zur Rente gefüllt werden.
Wie viele Runden muss ich in den Kampf?
Der schwierigste Gegner bei der Neuorientierung ist man selbst. Wie in einem Boxring ließen sich meine Zweifel und Sorgen anfangs nicht ko schlagen – da man ja bereits geschwächt in diesen Kampf geht, muss man einige Runden durchhalten. Doch als meine Entscheidung feststand, war ich meinen (Existenz-)Ängsten überlegen. Mir wurde bewusst, dass ich keinen lückenlosen Lebenslauf, kein perfektes LinkedIn-Profil und auch keine Zusatzqualifikation benötige – das, was ich vorweisen musste, war Mut. Gepaart mit Vertrauen. Natürlich dreht sich das Gedankenkarussell weiter: Freiberuflich oder angestellt? Arbeitgeber- und/oder Branchenwechsel? Auszeit oder nahtlos anknüpfen? Diese Überlegungen sind anstrengend, aber sie haben den tollen Effekt eines Kugelpendels: Du gibst einmal den Anstoß, dann scheint erst einmal nichts zu passieren, dennoch werden die Impulse weitergeleitet und am Ende hast Du ordentlich Schwung!
Ein schönes Klischee
Sobald man sich mit einer Neuorientierung beschäftigt und den Gedanken Raum und Zeit gibt, wird man dafür belohnt. Seit vielen Jahren habe ich mir gewünscht, durch eine spezielle Tür durchzugehen, um eine Lücke zu füllen. Doch immer, wenn ich halbherzig angeklopft habe, blieb sie geschlossen. Vor einem Monat stand das Tor unerwartet offen. Ich denke, mit jeder Frage, die ich mir selbst gestellt habe, wurde der Spalt ein bisschen größer.
Welche Fragen das sind?
*Ist meine Unzufriedenheit im Job temporär? Kann ich sie aussitzen oder muss ich etwas ändern?
*Erledige ich meine Aufgaben mit Leidenschaft oder mit Gleichgültigkeit?
*Gibt es einen Berufswunsch, den ich unterdrücke, den ich aber mit einem Lottogewinn sofort umsetzen würde (ok, hier ist ein gewisser Realitätssinn angebracht)?
*Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Was wäre das Beste?
*Was sagt mein Verstand, was sagt mein Herz?
*Wie definiere ich Glück und was kann/muss ich dafür tun?
Und ganz zum Schluss – aus Erfahrung und Überzeugung – möchte ich Dir mit den Worten meiner Freundin Anja Mut machen: Das Leben ist immer für Dich. Alles fügt sich.
Deine Sabrina
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